Bürger helfen Bürgern

(Pressebericht Giessener Allgemeine 05.12.23, von: Thomas Brückner)

Laubach (tb). Das Lebensmittelgeschäft ist bald Geschichte, dafür aber bekommt die Freienseener »DorfSchmiede« ein neues Modul: Am Freitag ist die Dorfwerkstatt offiziell eröffnet worden, auch dies eine Initiative von Dr. Ulf Häbel.

Untergekommen ist das Modul gegenüber vom Sportplatz in zwei Wohncontainern. Die Stadt hatte diese angeschafft, gedacht waren sie als Zufluchtsort für die Waldgruppe der Kita Freienseen in Trägerschaft des Diakoniezentrums. Nur: Im Frühjahr 2022 kam das Aus, die Jungs und Mädchen zogen in die Hausgruppe in der Dorfmitte um, die beiden Container standen leer.

Neue Nutzung für verwaiste Container

Vor etwa einem Jahr, erzählt Häbel, habe er sich an den Bürgermeister gewandt, habe das mit Ortsbeirat und Schule abgestimmte »Werkstatt-Konzept« vorgestellt. Was positiven Widerhall fand. Auch wurde man sich über die Nutzung der Container einig: Für eine Jahresmiete von nur 25 Euro werden sie der Dorfschmiede überlassen. Deren Förderverein werde vermutlich die Betriebskosten übernehmen, meinte dessen Vorsitzender.

»Bürger helfen Bürgern« – so fasst der 81-Jährige das Leitmotiv der Werkstatt in Worte. Also werden dort einmal die Woche hilfsbereite Freienseener im Sinne von Nachhaltigkeit ihr Fachwissen und Fertigkeiten teilen, wenn etwa ein Elektrogerät kaputt ist oder der Küchenstuhl aus Buchenholz wackelt. Dazu Antworten geben auf Fragen wie: »Gibt es ein Kraut, das gegen meinen Bronchialkatarrh gewachsen ist?«

Doch will diese Dorfwerkstatt mehr sein: In Kooperation mit Grundschule und Kindergärten soll – ganz im Sinne der Dorfschmiede – eine Begegnungsstätte von Alt und Jung entstehen, sollen Kontakte zwischen Generationen vermittelt werden. Für Häbel gleichsam ein »Lebensnerv« dörflicher Gemeinschaft. Weiter wörtlich: »Für die Schüler entsteht ein Werkraum, zusätzlich zum üblichen Curriculum.« Handwerkliche Fertigkeiten vor allem, dazu Kenntnisse in Hauswirtschaft sollen im Fokus stehen.

Wie sieht es mit den Zuschüssen aus, etwa aus dem Dorfentwicklungsprogramm IKEK? Wie der Pfarrer im Ruhestand bestätigt, habe das Amt für den Ländlichen Raum das Vorhaben als förderwürdig erachtet. Doch bedurfte es einer umfassend begründeten Planung, hätte man diese an ein Büro vergeben und natürlich auch bezahlen müssen. Zudem: Schon Ende diesen Jahres läuft das Programm aus. Also schied diese Quelle aus. Häbel konnte dafür die Main-Kinzig- und Oberhessen-Stiftung der VR-Bank Main-Kinzig-Büdingen für seine Sache gewinnen. Im Kern widmet sich die Stiftung den Herausforderungen des demografischen Wandels. Da ein vorbildhaftes »intergeneratives Projekt«, bewilligten die Banker 2500 Euro. Und die kamen gerade recht, um die Grundausstattung der Werkstatt anzuschaffen.

Gesucht wird: ein Elektriker

Bei der Eröffnung überbrachte Stiftungsvorstand Norbert Ross den symbolischen Scheck und nahm den Dank der Freienseener entgegen. Und von Bürgermeister Matthias Meyer: »Ein tolles Projekt, eine wichtige Säule der Dorfschmiede«, lobte der.

Categories:

Tags:

Comments are closed