(Pressebericht Giessener Anzeiger 17.01.24)

Der Dorfladen Freienseen gehört endgültig der Vergangenheit an. Nach einem Rausverkauf wurden die übrig gebliebenen Waren der Tafel in Grünberg übergeben.

Laubach (red). Die Betroffenheit war groß, als am 23. Dezember des vergangenen Jahres der Dorfladen in Freienseen seine Türen schließen musste. Das Team um Ulf Häbel, der mit seiner Idee der Dorfschmiede etwas Einzigartiges geschaffen hat, musste nun die bittere Entscheidung treffen und den Dorfladen schließen.

Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützen über Jahre den Dorfladen, um Regale einzuräumen oder unentgeltlich zu putzen. Viele politisch Verantwortliche gaben sich auch im Dorfladen die Klinke in die Hand, lobten die Idee der Dorfschmiede und das Angebot des Dorfladens auf dem Land. Doch das alles gehört der Vergangenheit an. Was mit der Corona-Pandemie begann, setzte sich dann mit den steigenden Lebensmittelpreisen fort. Herausforderungen, die ein solch kleiner Dorfladen nicht ohne Blessuren verkraften konnte. Dann kam der Krieg in der Ukraine, der zu explodierenden Energiepreisen führte. Auch der steigende Mindestlohn belastete die Umsatzzahlen.

So war es eine logische Schlussfolgerung für die Geschäftsführung, die Reißleine zu ziehen. Die Betroffenheit im Dorf war zwar groß, doch eine Weiterführung des Dorfladens war wirtschaftlich nicht mehr tragbar.

Als Teil der Dorfschmiede Freienseen gGmbH war der Dorfladen ausgerichtet, die Grundversorgung insbesondere der älteren und wenig mobilen Menschen im Dorf zu sichern. Neben Lebensmitteln sowie Tiefkühlkost, Getränken und Backwaren, war die Kaffee-Ecke im Dorfladen wichtiger Treffpunkt für viele »Stammtische«. Hier wurden Neuigkeiten ausgetauscht, ein Stück Kuchen oder ein Brötchen verzehrt. Das freundliche Personal unterstützte Hilfebedürftige beim Einkauf oder brachte auch den Einkauf nach Hause.

Doch der Dorfladen Freienseen musste sich wie jeder andere Supermarkt dem Wettbewerb stellen, Steuern und Abgaben bezahlen. Die Mitarbeitenden erhielten Mindestlohn. Alle Leitungsverantwortlichen arbeiteten ehrenamtlich. Obwohl der Laden ausschließlich als soziale Einrichtung auf dem Land für die Grundversorgung der Menschen gegründet wurde, durften Zuschüsse nicht gegeben werden. Das Ganze hatte mit Wettbewerbsvorteil zu tun oder gemeinnützige Zuwendungsgeber gefährdeten damit ihre Gemeinnützigkeit.

Nach einem Rausverkauf wurden die übrig gebliebenen Waren der Tafel in Grünberg übergeben. So konnten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer eine großzügige Sachspende an den Koordinator der Tafel, Tobis Lux, übergeben. Die Geschäftsführung der Dorfschmiede arbeitet nun an einem Konzept, um die frei gewordenen Räume des Dorfladens zweckgerichtet weiter zu nutzen.

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